Es macht Bing, die Fahrstuhltür öffnet sich, ich gehe hinein. Ich bin allein im Fahrstuhl. Meine Gedanken kreisen. Ich denke an die Aufgaben für den Tag, die Termine in der Woche. Der Termin, der da oben auf mich wartet. Ein Gebet wäre nun nicht schlecht.
Ich stehe im Fahrstuhl, bin allein, allein mit Gott. Ich versuche mich zu sammeln und anzufangen mit dem Beten: „Nun stehe ich hier im Fahrstuhl mit dir und mir fehlen die Worte. Dabei habe ich so viel zu sagen. Aber ich weiß, wenn´s gleich „Bing“ macht und die Tür aufgeht, ist die Zeit mit dir vorbei. Und ich möchte eigentlich nur das Wichtigste mit dir besprechen und meine Chance nutzen.
Aber was ist das Wichtigste? Es ist so viel. So viel was mir gerade im Kopf herumschwirrt. Ich bin ganz unsicher, merke ich.“ Und ich werde ganz nervös und aufgeregt und ich wippe schon von einem Bein aufs andere. Ich denke nach. „Wie kann ich dich ansprechen. Was erwartet mich? Wie kann ich dir ganz schnell sagen, was ich zu sagen habe?“
4. Stock. Die Zeit rennt mir davon. Ich muss an ein Kind aus der Grundschule denken, das mir anvertraut hat: „Ich würde gerne zu Gott beten. Aber meistens habe ich erst am Abend Zeit und dann bin ich zu müde.“ Jetzt geht es mir ähnlich, ich würde gerne…aber kein Wort kommt mir über die Lippen, die Zeit drängt, ich bin müde.
Aber im Gedanken an die Situation mit den Kindern muss ich in mich hineinlächeln. Du lächelst zurück. Mir wird bewusst: du weißt es schon. Du weißt, was ich auf dem Herzen habe und was mich bewegt, weil du von mir weißt, weil du mich kennst. Das ist schön. Dein Lächeln und mein Lächeln, das ist alles, was ich in dieser Minute brauche. Das tut gut und trägt mich.
Es ist schön zu wissen, dass du mich kennst und meine Gedanken, so wirr und so vielfältig sie auch sind. Dafür bin ich dir dankbar, Gott, und darum lächle ich noch einmal und dann schon macht es Bing, die Türen vom Fahrstuhl gehen auf. Die Zeit mit dir ist vorbei. Der nächste Termin wartet schon, ich bin bereit: "Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." (Ps 66,20)
Martina Neubarth
Pastorin in Holterfehn/Ostrhauderfehn