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Von Auszeiten – 9.08.2025

Einen Augenblick nur, ein paar Tage vielleicht, vielleicht auch nur ein paar Stunden. Natürlich gerne länger, aber manchmal reicht auch „nur mal eben kurz“. Kurz weg sein, raus sein, raus aus dem Alltag. Auszeit. 

Inselzeit. Zeiten in den Bergen, oder im ostfriesischen Hammrich. Auszeiten. Neudeutsch: Me-Time!

Einen Augenblick die Seele baumeln lassen, nichts tun. Oder: das tun, wozu einem gerade ist. Etwas ausprobieren, Neues wagen. Gewohntes wieder lieben lernen. Vorgenommenes anfangen. 

Oder tatsächlich: nichts tun. Nichts tun müssen. Einen Augenblick nur, ein paar Tage, vielleicht ein paar Stunden, nur mal eben kurz, vielleicht auch nur gedanklich:

einen Blick aufs Meer, der die Seele weitet, einen Blick auf eine Blüte oder Blumenknospe, der die Sinne sensibilisiert, ein Tier beobachten, wie es steht oder sich bewegt, innehalten, Auszeit.

Ein Blick aufs eigene Herz, der verborgene Wünsche sieht, einen Augenblick im Hier und Jetzt, der sich selbst wahrnimmt.

Ein Blick auf sich selbst, der Wut und Traurigkeit, Verletztheit und Trotz, Angst, Sorge und Überforderung sieht und die Sehnsucht nach Besserung spüren lässt. Ein Blick auf sich selbst, der auch Freude und Hoffnung sieht, und den eigenen Mut und den Respekt und die Zuversicht, trotz allem.

Sehnsüchte, Hoffnungen, Zuversicht, in Auszeiten, und seien sie lediglich gedanklich, kommen sie in den Blick. 

Und vielleicht dann auch: Ein Blick zu anderen. Andere wahrnehmen. Erkennen, auch andere haben Ängste und Sorgen und Freude und Hoffnung. Einander begegnen im Blick, nur einen Augenblick. Gemeinsamkeiten entdecken, einander im Blick haben. Ein Verstehen und Verstandenwerden ohne Worte, nur im Blick, einen Augenblick. 

Auszeit. Einen Augenblick Geborgenheit. Dasein. Angesehen sein. Angenommensein. Verstehen, sich selbst und andere. 

Auszeiten. Vielleicht am Sonntag oder am Montagabend oder Mittwochnachmittag, Donnerstagvormittag. Nur mal eben kurz, gerne auch länger.

Auszeiten sind wertvoll, bedeutsam, hilfreich, sowohl allein als auch gemeinsam. 

Inspiriert zu diesem Text hat mich ein Satz aus der Bibel, der dort häufiger vorkommt: „Jesus aber zog sich zurück.“ Auch Jesus brauchte und hatte offenbar Auszeiten. Vorbildlich finde ich.

Wann ist Ihre nächste Auszeit? Jetzt? Nur kurz, gerne auch länger?

Guttuende Auszeiten wünsche ich Ihnen.

Holger Baller,

Pastor der Evangelischen Gemeinschaft Rhauderfehn