@pixabay.com
@pixabay.com
© fentjer

KI trifft menschliche Entscheidungen – und jetzt? – 26.7.2025

Was kann die Kirche zur Diskussion beitragen?

In den USA sucht eine Frau im Internet nach Schnellkochtöpfen. Ihr Mann recherchiert gleichzeitig im Internet, er sorgt sich um seinen Arbeitskollegen in Boston, wo gerade ein Bomben-Attentat auf den Boston Marathon verübt wurde. Weil die Bombe mit einem Schnellkochtopf gebaut wurde, reicht es aus, dass die Eheleute gleichzeitig im Internet unpassende Schlagworte eintippen - bald darauf stürmt ein Spezialkommando ihr Haus und nimmt das Ehepaar in Untersuchungshaft. Zwar werden die beiden acht Stunden später wieder freigelassen, aber der Fall packt mich. Der Vorfall geschah 2013, also vor mehr als zehn Jahren. Von KI war damals noch keine Rede, aber es wurde diskutiert, was „Big Data“, das Sammeln unfassbar großer Datenmengen, mit unserer Gesellschaft machen würde. 

Ein Sprung ins jetzt: Am Dienstag dieser Woche schrieb Louisa Riepe im Generalanzeiger, dass jetzt die KI „Centaur“ aus München fähig sei, nicht nur menschliche Entscheidungen genau vorher zu sagen, sondern sogar die menschliche Reaktionszeit hierfür ziemlich präzise zu prognostizieren. Riepe meint, dass wir als Gesellschaft schnellstmöglich, am besten schon ab heute am Abendbrottisch, darüber diskutieren sollten, wie wir KI als neue Technologie sinnvoll einsetzen wollen.

Als Pastor kenne ich mich wenig aus mit IT und KI, aber als Theologe schaue ich bei kniffligen Fragen gerne in die Geschichte (wie im Beispiel von „Big Data“ von vor zehn Jahren). In der Bibel lesen wir, dass der Mensch sündigt: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (Römerbrief 3,10 und Hiob 4,17). Wir Menschen werden also die KI missbrauchen. Das ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche. Sollte es deshalb nicht am besten verboten sein, dass der Mensch sich zum Schöpfer von künstlicher Intelligenz macht?

Ich glaube, dass wir Menschen kreativ sein sollen und dass wir Neues erschaffen sollen. Gott sprach: „Lasst uns Menschen machen – unser Ebenbild, uns gleich sollen sie sein“ (1. Buch Mose 1,26). Wir Menschen sind Gott ähnlich. Gleichzeitig verzweifeln wir daran, dass wir es nicht schaffen, den Hunger in der Welt zu besiegen, es nicht schaffen, unsere Treibhausgase zu reduzieren. Wir schaffen es nicht, einen ausgeglichenen Haushalt zu entwerfen, geschweige denn, einen Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden. 

Mit dem Gedanken zur KI glaube ich, dass Gott uns zwar mit Schöpferkraft ausgestattet hat, uns aber gleichzeitig auch enge Grenzen unserer Möglichkeiten auferlegt hat. Der Gedanke, dass wir Menschen als Sünder unsere Möglichkeiten immer wieder missbrauchen, versöhnt mich mit den Ohnmachtsgefühlen, die ich angesichts der genannten Probleme spüre. Dass Gott der Schöpfer uns, seinen Ebenbildern, enge Grenzen auferlegt hat, sollte uns kleine Schöpfer inspirieren, auch der KI, die wir gerade erschaffen haben, Grenzen zu setzen. Menschen müssen die Herren über das Werkzeug bleiben.

Wenn die KI zur Entscheidung kommt, Menschen vorläufig zu verhaften, weil die Möglichkeit besteht, dass sie schwere Verbrechen begehen könnten, dann müssen Gerichte die Macht haben, gegen die Datenlage zu entscheiden. Wie das praktisch erreicht werden kann, müssen wir als Gesellschaft diskutieren. Am besten gleich heute am Abendbrottisch.

Torben Weinz, Pastor aus Collinghorst