In einem sind sich doch alle einig. Kirche muss sich ändern. Nur wie? Antworten gibt es viele.
Wieder so wie früher, sagen die einen. Da war die Kirche die Mitte des Ortes und der Pastor bei jedem Geburtstag dabei. (War er natürlich nicht, aber es fühlte sich so an).
Auf keinen Fall wie früher, sagen die anderen. Kirche hat die Menschen gegängelt. Hat die Regeln festgelegt, was zu tun und zu lassen, was zu glauben und was zu verurteilen ist. Und so mancher kann erzählen, wie unmenschlich der Konfirmandenunterricht war.
Kirche muss politisch sein, sagen die einen. Sie tritt für die Gerechtigkeit in der Welt ein. Auf keinen Fall, sagen die anderen. Ich will doch am Sonntag Gottes Wort hören und nicht die politische Meinung der predigenden Person.
Ach ja, die Predigt. Sie ist zu theologisch, zu weit vom Leben weg, sagen die einen. Es muss viel mehr von Jesus Christus die Rede sein, sagen die anderen.
Kirche soll nah bei den Menschen sein, sagen die einen. Fragt die Menschen, was sie wollen und brauchen, und danach handelt.
Kirche soll nah bei Gott sein, sagen die anderen. Von Gott reden ist der Auftrag. Was unterscheidet uns? Dass wir an Gott glauben, der uns Menschen liebt und darum seinen Sohn Jesus Christus zu uns schickt, der sein Leben für uns gibt.
Ich merke bei meinen Beispielen, dass es nicht um ein entweder – oder geht. Entweder nah bei Gott oder bei den Menschen? Natürlich geht es um beides!
Kirche politisch oder unpolitisch? Natürlich ist Kirche politisch, weil sie Teil der Gesellschaft ist. Aber sie geht nicht in Politik auf und ist nicht parteipolitisch.
Martin Luther hat 1517 mit den Thesen auf das zu Bewahrende und zu Verändernde hingewiesen.
An Reformationstagen werden gerne Türen mit Thesen versehen. Die versammelte Gemeinde macht sich Gedanken, schreibt sie auf, hängt sie an eine Thesentür. Die Thesen werden gelesen und alle freuen sich, wie viele gute Ideen zusammengekommen sind. Dann ist der Gottesdienst vorbei. Die Tür mit den Thesen wird wieder an ihrem Aufbewahrungsort gebracht, um dann im nächsten Jahr wieder hervorgeholt zu werden für neue Thesen. An guten Ideen mangelt es nicht! Doch wer setzt sie um?
Das Bild von Kirche ist bei Paulus ist der Körper. Jesus ist der Kopf, na klar. Und wir sind die Körperteile. Jede*r ist anders und wird gebraucht.
Wenn wir unterschiedliche Teile mit unterschiedlichen Aufgaben sind, dann erledigt sich auch manche Diskussion, was zu tun ist. Jede*r tut für Gott und die Kirche das, was er kann.
Auf den Tag können wir nicht warten, bis alle sich einig sind, was Kirche tun und lassen soll.
Aber da du und ich Teil von Kirche sind, können wir schon loslegen, mit dem, was Gott uns aufs Herz legt.
Reformation. Kirche muss sich ändern. In Jesu Namen fang an!
Frerich Dreesch-Rosendahl, Pastor in der ev.-luth. Dreieinigkeitskirchengemeinde Rhauderfehn