Die Kinder aus dem Kindergarten sind zum Besuch in der Langholter Kirche. Zusammen mit der Kirchenmaus Mika erkläre ich den Innenraum einer Kirche: da sind die Bänke, auf denen die Menschen sitzen; der Altar, an dem wir das Abendmahl feiern und beten; das Becken, in dem die Kinder getauft werden; die Kanzel, von der aus geredet und gelesen wird.
Die Kinder hören aufmerksam zu. Besonders das bunte Fenster im Altarraum hat es ihnen angetan. Da fällt jetzt am Morgen das Licht herein und macht eine ganz besondere Atmosphäre.
Absolutes Highlight jedoch ist die Orgel. Ich lasse hohe und tiefe, ganz leise und ganz laute Töne erklingen. Das ist manchmal fast beängstigend, wenn man direkt daneben sitzt. Auf jeden Fall aber beeindruckend. So wie der große Raum an sich schon beeindruckt.
Am Ende frage ich die Kinder: „Was meint ihr, warum hat man eigentlich so eine Kirche?“. „Damit Du hier arbeiten kannst!“, ist die erste Antwort, da ist ja was dran. „Damit sich Leute treffen können“, sagt jemand. „Weil Gott hier wohnt“, ruft eine andere. Ich hake nach: „Ist denn Gott nur hier in der Kirche? Ist er nicht überall?“, frage ich.
„Ja schon, aber er will es doch auch schön haben!“ - das ist für die Kinder ganz klar.
Eine tolle Antwort, finde ich. Gott soll es schön haben. Nicht, dass er das brauchte. Und nicht, dass Gott nur da zu finden sei, wo es schön ist! Aber dass wir die Orte, wo wir uns treffen um zu beten, zu singen, auf Gottes Wort zu hören, nun schön gestalten, das ist mehr als einfach nur Tradition. Es ist auch eine Form der Hochachtung und der Ehrfurcht vor einem Bereich unseres Lebens, den wir nicht selbst in der Hand haben. Und mit Dankbarkeit nehme ich wahr: Menschen engagieren sich in unseren Gemeinden ganz besonders dafür, dass Kirchen schön aussehen und etwas Besonderes ausstrahlen!
Die evangelische Kirche mit ihren Kirchengemeinden gibt Jahr für Jahr viel Geld aus den Kirchensteuereinnahmen aus, um Kirchen zu unterhalten, instand zu setzen, zu heizen und sauber zu halten. Deutlich ist, dass das nicht mehr lange so weiter geht. Die rückläufigen Finanzmittel der Kirche machen es notwendig, dass wir Prioritäten setzen. Nicht mehr jede Kirche und Kapelle kann so auf Dauer unterstützt und erhalten werden. Die Klärung ist ein schmerzlicher Prozess. Aber notwendig, damit die Mittel gezielt und sinnvoll eingesetzt werden können.
Natürlich kann und soll man überall beten und auf Gott hören. Aber die besonderen Erfahrungen, die Menschen in einem Kirchenraum machen, kann man nicht einfach ersetzen. In Zukunft wird es darauf ankommen, dass wir stärker als bisher Menschen vor Ort dafür gewinnen, sich für „ihre“ Kirche zu engagieren. Machen Sie mit?
Ich finde: Auch unsere Nachkommen sollen solche schönen, besonderen Orte haben, an denen sie Gott und sich selbst begegnen.
Martin Sundermann
Pastor in Langholt