Es ist wieder so weit: die Zeitumstellung. Ein leidiges Thema. Viele möchten gerne darauf verzichten, andere schätzen die langen Sommerabende, die dadurch entstehen.
Darum versuche ich einen positiven Zugang: Wenn morgen,wie jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober, die Zeit um eine Stunde auf die mitteleuropäische Zeit zurückgestellt wird, haben wir eine Stunde mehr zur Verfügung. Die große Mehrheit kann eine Stunde länger schlafen oder länger frühstücken. Es ist wie geschenkte Zeit: Ein und dieselbe Stunde (die Umstellung findet bekanntlich nachts um drei Uhr statt) kann man zweimal nutzen.
Natürlich handelt es sich hierbei um einen Trick. Es wird nur an der Uhr gedreht, nicht an der Wirklichkeit. Das, was ich in dieser Stunde – wenn sie zum ersten Mal abläuft – tue, wird nicht dadurch ungeschehen, dass ich anschließend die Uhr eine Stunde zurückstelle. Wenn ich in dieser Nacht um 2:55 Uhr bei Rot über die Ampel fahre und erwischt werde, komme ich sicher nicht mit der Ausrede davon, dass es in fünf Minuten doch wieder 2 Uhr wird – also (noch) gar nichts passiert sei.
Dennoch ist der Gedanke faszinierend: Die Zeit zurückdrehen zu können, um einen begangenen Fehler zu korrigieren und damit vielleicht schwere Schuld zu vermeiden. Literatur und Film nehmen das Thema „Zeitreisen“ gerne auf.
Wie wertvoll könnte da schon eine Stunde Lebenszeit sein: der falsche Handgriff, die Lüge, das falsche Wort, die falsche Entscheidung! Manchmal reißt ein einziger Moment ein ganzes Leben in den Abgrund. Was würden Sie dafür geben, wenn Sie den entscheidenden Fehler Ihres Lebens revidieren könnten?
Tatsächlich bietet Gott eine einmalige Chance. Nicht, dass er die Zeit zurückdreht und dadurch die falschen Entscheidungen ungeschehen macht. Was Gott anbietet, ist, dass er die Schwere, die solche Weichenstellungen mit sich bringen, aufhebt. Gott nimmt die Schuld, die wir in solchen Momenten auf uns laden, auf sich. Und er schenkt eine Freiheit, in der die unverschuldeten Weichenstellungen nicht mehr so schwer wiegen.
Das Herz, das mit der Vergangenheit hadert und unruhig ist, kommt zur Ruhe, weil Jesus die Konsequenzen der Entscheidungen am Kreuz auf sich lädt. Wer das annimmt, für den beginnt wirklich eine neue Zeit.
Holger Rieken, Pastor in Ostrhauderfehn / Holterfehn