Der Festtrubel, die Aufregung in Jerusalem war vorbei. Jesus war seinen Jüngern begegnet. Mehrmals. Aber er war nicht mehr ständig bei ihnen. Anders als früher waren die Jünger auf sich allein gestellt. Simon Petrus hatte eine Idee: „Ich gehe fischen“. Die anderen kamen mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Diesmal klappt es nicht. Eine lange Nacht, voller Anstrengung, aber ohne Erfolg. Nach Ostern – Menschen kommen an ihre Grenzen. Keineswegs ist mit der Auferstehung das Leben einfach und unkompliziert geworden.Damals nicht wie heute.
„Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war“. Das also ist anders seit Ostern – Jesus wartet auf seine Jünger, er ist ihnen schon einen Schritt voraus. Darum kennen und erkennen sie Jesus auf die Entfernung nicht, rechnen nicht damit, dass er dort am Ufer schon auf sie wartet. Zu weit weg oder? Wie könnte er denn schon da sein und warten?
Und wir? Wir sind oft ebenso blind für ihn. Denn wenn wir in schwierige Situationen geraten, blicken wir oftmals wie gebannt auf die Schwierigkeiten und Ausweglosigkeiten unseres Alltags und lassen uns davon unterkriegen. Wir rechnen zu wenig damit: daß Jesus am Ufer unseres Lebens steht, unsere Nöte und Schwierigkeiten sieht, und für jeden von uns persönlich ein Wort der Nähe und Orientierung hat.
Die Jünger kommen aus ihrer dunklen Resignation heraus, indem sie das Wort von Jesus einfach gelten lassen. „Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen.“ Die Freunde von Jesus nehmen das seltsame Wort von Jesus an und richten sich danach. Dadurch merken sie, dass er wirklich da ist, um sie weiß und sich kümmert.
Wer nach Gott sucht und fragt, macht sich auf den Weg. Welcher Stimme, welchem Wort kann ich vertrauen? Dann muss man es ausprobieren. Ein Wort der Bibel, ein Wort Gottes für mich nehmen und wahr sein lassen. In meiner Situation. Z.B. ein Wort von Jesus an seine Jünger. Und damit den Sprung in das Wasser wagen.
Doch noch eine Operation wagen. In einer anderen Stadt nach einem Arbeitsplatz suchen. Mir eine Aufgabe in meiner Kirchengemeinde zutrauen. Einen Menschen ansprechen, dem ich schon lange etwas zu sagen habe. Eine alte Geschichte ausräumen. In der Clique dort nicht mitmachen, wo ich ein ungutes Gefühl habe. Dann merke ich: Jesus macht einen neuen Anfang mit mir. Denn seit der Auferstehung ist Christus mir voraus. Das tut mir gut.
Holger Rieken,
Pastor in Ostrhauderfehn / Holterfehn