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Kirchentag: Freitag, 2. Mai 2025

Nachricht 02. Mai 2025

Eindrücke von Tag 2

Am zweiten Tag des Kirchentages, der stets  biblische Reflexion und gesellschaftspolitische Diskurse miteinander verbindet, stand zunächst eine Dialogbibelarbeit für die Eine Welt, der der Brief des Propheten Jeremia an die Weggeführten in Babylon (Jeremia 29,1–14) zugrundelag. Jeremia fordert die Verbannten darin dazu auf, sich im Exil einzurichten, Häuser zu bauen, Gärten anzulegen und für den Frieden der Stadt zu beten. Diese überraschende Botschaft – kein Ruf zum Widerstand, sondern zur aktiven Mitgestaltung – war Ausgangspunkt für intensive Gespräche über Verantwortung, Hoffnung und das Leben in der Fremde.

Daran anknüpfend wurde ein thematischer Bogen zu aktuellen globalen Herausforderungen gespannt. So erinnerte Frau Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin von „Brot für die Welt“, in ihrem Beitrag an den Slogan von "Brot für die Welt": „Schreibt die Welt nicht ab, schreibt sie um!“ Sie betonte, dass es mehr als genug Nahrung für alle Menschen auf der Erde gebe – die Herausforderung liege in der gerechten Verteilung. Mit klaren Worten kritisierte sie die Ressourcenverschwendung durch den hohen Anteil pflanzlicher Produkte, die in die Tierhaltung fließen.

Auch Dr. Eckart von Hirschhausen kam zu Wort und sprach sich für einen Perspektivwechsel im Umgang mit Migration aus. Nicht die Herkunft eines Menschen sei entscheidend, sondern seine Hinkunft: Welche Ziele verfolgt er, wohin möchte er gehen, und was möchte er beitragen? Dies war ein Appell zu Offenheit und gemeinsamer Zukunftsgestaltung.

Anschließend folgte in Halle 2 des Messezentrums eine Podiumsdiskussion zum Thema „Deutsche Zerrissenheit – Mit Waffen Frieden schaffen?“. Es diskutierten:

  • Roderich Kiesewetter MdB (CDU/CSU), Oberst a.D.
  • Prof. Dr. Sönke Neitzel, Militärhistoriker
  • Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Kath. Militärbischof
  • Bodo Ramelow MdB, Bundestagsvizepräsident
  • Außerdem noch ein Einschub durch Tina Behnke, Oberstleutnant i.G., Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Moderiert wurde die Diskussion von Nico Lange, Vertreter der Zeitenwende-Initiative bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Ben Seipel am Flügel begleitet.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte herrschte Einigkeit darüber, dass Sicherheit mitunter militärische Mittel erfordert. Doch ebenso bestand Konsens, dass Frieden das übergeordnete Ziel bleiben muss – Abrüstung sollte weiterhin Teil der politischen Sprache und Strategie sein. Nicht das Recht des Stärkeren solle gelten, sondern vielmehr gelte es, das Recht zu stärken und das regelbasierte Zusammenleben der Völker in Europa in Frieden und Freiheit zu sichern.

Ein bewegender Abschluss des Tages fand sich eher zufällig: Ein öffentliches Feierabendmahl im Bischofsgarten am Maschsee, zu dem die Bischofskanzlei eingeladen hatte. Bei bestem Wetter versammelten sich rund 400 Menschen – doppelt so viele wie ursprünglich geplant – zu einem stimmungsvollen Gottesdienst. Musikalisch begleitet von Fritz Baltruweit und seiner Band, war das Abendmahl geprägt von Freude und Besinnlichkeit, Leichtigkeit und Tiefe. Es war ein schöner Abschluss eines Tages, der Glaube und Gegenwart miteinander verknüpfte.