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Besuch der Kirchenkreiskonferenz bei der Meyer Werft in Papenburg

Nachricht 11. Oktober 2025

Am 8. Oktober  besuchte die Kirchenkreiskonferenz die Meyer Werft in Papenburg. Der Tag begann mit einem Besuch im Besucherzentrum der Werft, das eindrucksvoll zeigte, wie viel Energie und Kreativität in die öffentliche Darstellung der Arbeit des Unternehmens investiert wird. Neben Filmpräsentationen vermittelten zahlreiche Schiffsmodelle ein anschauliches Bild der Geschichte und der technischen Entwicklung des Unternehmens.

Historischer Überblick und Standorte

Die Meyer Werft hat eine lange Tradition: Bereits 1872 wurde hier das erste Stahlschiff in Deutschland gebaut. Heute verfügt das Unternehmen neben dem Stammsitz in Papenburg über einen weiteren Standort in Rostock sowie eine Tochterfirma in Turku (Finnland). Insgesamt beschäftigt die Werft an den deutschen Standorten rund 4.100 Mitarbeitende. Besonders beeindruckend ist das größte überdachte Baudock der Welt, das rund 504 Meter lang und über 100 Meter breit ist.

Produktionsstruktur und Tochterunternehmen

In Rostock werden überwiegend Flusskreuzfahrtschiffe sowie Motorblöcke gefertigt, die später in Papenburg verbaut werden. Zur Unternehmensstruktur gehören mehrere spezialisierte Tochterfirmen und Abteilungen, unter anderem:

  • Ems PreCab: Kabinenfertigung
  • MAC Hamburg: Klima- und Lüftungssysteme
  • Rohrzentrum und Laser-Schweißzentrum in Papenburg
  • Logistikabteilung, die eine Schlüsselrolle für das reibungslose Zusammenspiel aller Bereiche spielt.

Innovation und Nachhaltigkeit

Bei den Antrieben setzt die Werft aktuell auf LNG-Technologien, forscht jedoch intensiv an Batterien und Brennstoffzellen. Diese Entwicklung ist besonders relevant, da einerseitzs die Klimaneutralität angestrebt wird, aber auch aktuell schon  bestimmte Regionen – etwa Fjorde in Norwegen – nur noch abgasfrei befahren werden dürfen.

Personal und Ausbildung

Ein weiteres Thema war die Personalsituation nach der Corona-Pandemie. Um dem demografischen Wandel zu begegnen, bildet die Werft jährlich rund 40 Auszubildende aus. Dies ist notwendig, um die durch Berentungen frei werdenden Stellen zu besetzen. Auf die Frage nach seelsorgerischer Betreuung an Bord eines Kreuzfahrtschiffes wurde deutlich gemacht, dass dies Aufgabe der Betreiber und nicht der Werft sei.

Gespräch mit der Unternehmensleitung

Für einen offenen Austausch standen Jörg Heidelberg, Chief Operation Officer, sowie Andreas Hensen, Betriebsratsvorsitzender, zur Verfügung. Beide betonten die Bedeutung der politischen Unterstützung, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, als Bund und Land Anteile am Unternehmen übernommen hatten. Heute gehören auch Forschungs- und Marineschiffe sowie Konverterplattformen für Offshore-Windkraftanlagen zum Portfolio.

Auf die Frage, was die Kirche aus Krisenbewältigungsstrategien der Werft lernen könne, hob Herr Heidelberg drei Punkte hervor:

  1. Gute Kommunikation – Transparenz und Erklärbereitschaft sind entscheidend.
  2. Modernität und Digitalisierung – Entwicklungen aktiv mitgestalten.
  3. Gemeinschaftliches Handeln – Ein gemeinsames Ziel schafft Stabilität und Sicherheit.

Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit

Die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat wurde als vertrauensvoll und konstruktiv beschrieben – trotz unterschiedlicher Interessen in einzelnen Fragen. Kritik äußerte die Geschäftsführung jedoch an der lokalen Presse, die durch den bekannten Namen „Meyer Werft“, der stets im Fokus öffentlichen Interesses stehe,  öfter negative Schlagzeilen produziere als dies nach Ansicht der Werftleitung nötig wäre.

Henning Behrends aus Detern sprach die wirtschaftliche Bedeutung der Werft für die Region an: „Wenn es bei Meyer rumpelt, bebt Ostfriesland.“ Herr Heidelberg zeigte sich jedoch optimistisch: Die Prognosen seien gut, die Werft befinde sich auf einem stabilen Kurs in die Zukunft.

Fazit

Der Besuch bei der Meyer Werft bot einen tiefen Einblick in die Geschichte, Struktur und Zukunftsperspektiven eines der bedeutendsten Schiffbauunternehmen Europas. Besonders eindrucksvoll waren die Innovationskraft des Unternehmens, die enge Verzahnung der verschiedenen Standorte und die klare strategische Ausrichtung.

Für die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenkreiskonferenz ergaben sich dabei auch interessante Impulse, wie erfolgreiche Krisenkommunikation und strategisches Denken auf andere gesellschaftliche Bereiche – wie die Kirche – übertragen werden könnten.