Was ist das Wichtigste in den biblischen Ostergeschichten? Zugespitzt ist es der Zweifel, denn alle biblischen Geschichten erzählen davon, wie schwer es den Zeitgenossen Jesu fiel, die Nachricht von der Auferstehung zu fassen.
Der bekannteste Zweifler – Thomas will nicht nur vom Hörensagen, sondern durch eigene Erfahrung überzeugt werden. Er will nicht blind glauben, sondern begreifen und verstehen. Wie ist das heute? Reicht es aus, sich darauf zu verlassen, dass die Frauen und Jünger sich damals schon nicht getäuscht haben werden? Das ist für die persönliche Überzeugung zu wenig.
Aber wir leben knapp 2000 Jahren nach der Geschichte. Thomas und die anderen Jünger, die Jesus gesehen haben, sind längst tot. Auch wir haben den Auferstandenen nicht gesehen. Würde es für uns einen Unterschied machen, wenn wir ihn gesehen hätten? Wenn wir untrügliche Beweise für die Auferstehung hätten? Wahrscheinlich nicht. Die täglichen Gegenerfahrungen hätten uns längst an den Beweisen oder an unseren Erinnerungen zweifeln lassen.
Das Christentum ist nichts für Zuschauer, aber genau das ist der Wunsch. Wir möchten Beweise! Wären wir damals dem Auferstandenen begegnet, wir hätten Auskunft über den Zustand im Tod verlangt. Wir möchten prüfen, begutachten, abwägen – und uns erst dann entscheiden oder auch gar nicht entscheiden.
Die dem Auferstandenen damals begegneten – die Jünger, die Frauen und andere – sie bekamen keine Auskünfte über den Tod, sondern einen Auftrag für ihr Leben: nämlich mit allem einzutreten für Jesus und seine Botschaft. Der Zweifel gehört dazu, der nächste Schritt ist es dann nicht, als Zuschauer die Geschichte anzusehen, sondern als Zeuge für den Auferstandenen und seine Botschaft des Lebens einzustehen.
Holger Rieken, Pastor in Ostrhauderfehn