Ein Wort zum Osterfest – 30.03.2024

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt fest. „Ich wollte mal fragen was ich tun muss, um getauft zu werden.“ So meldet sich vor einiger Zeit jemand bei mir. Innerlich muss ich staunen. Das jemand danach fragt, wie er aus der Kirche austreten kann, kommt ja schon einmal vor, wenn es der Steuerberater nicht schon längst vorgeschlagen hat. Der junge Mann und ich vereinbaren einen Termin. Viele konkrete Fragen zum Glauben, zur Kirche und zur Taufe hat er mitgebracht. Über mehrere Wochen reden wir ganz regelmäßig darüber, was es bedeuten kann, Christ zu sein und wie man Glauben konkret leben kann. Im Alltag, im Beruf und in der Beziehung. Diese Glaubensgespräche fordern heraus. Einem anderen zu sagen, „Das musst Du aber glauben“ oder „Das ist das historische Bekenntnis der Kirche“ zieht in der heutigen Zeit nicht mehr. Gemeinsam lesen wir auch Abschnitte aus der Bibel. Früher oder später kommt man nicht herum auch davon zu erzählen, wie es einem persönlich mit dem Glauben ergeht. Ich erinnere Momente, wo ich mit Gott und unbeantworteten Fragen ringe. Ich weiß aber auch um unzählige wunderbare Gemeinschaftserfahrungen in durchbeteten Räumen. In Ostfrieslands Kirchen wird sogar hin und wieder gelacht und ab Ostern steht die Tür der Hoffnungskirche bis zum Abend hin offen. In der Stille kann ich beten oder eine Kerze anzünden. Meine Gedanken kann ich dort in ein Buch schreiben und sie Gott anvertrauen. Morgen ist Ostern. Mit der gesamten Christenheit auf der Erde erinnern wir uns an das Entscheidende: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Wer darauf vertraut, dass Jesus den Tod überwunden hat und ein lebendiger Gott ist, der weiß darum, dass alle Erfahrungen, auch dievon Leid und Unglück, nur vorläufige Wirklichkeiten sind. An Ostern feiern wir das Leben und wir bitten Gott darum, uns Erfahrungen zu schenken, dass wir uns nicht zu fürchten brauchen. Den jungen Mann habe ich einst in der Feier der Osternacht getauft, mit Gottes Versprechen seiner Gegenwart und mit sehr sehr viel Wasser. Der Friede Gottes sei mit uns allen.

Thomas Kersten,

Superintendent im Kirchenkreis Rhauderfehn