ERNTEDA(E)NKTAG 30.09.23

In den meisten Kirchen wird heute durch die Küsterinnen oder durch ehrenamtliche Mitarbeiter ein festlicher Erntealtar aufgebaut. Manche erinnern sich noch genau daran, wie sie als Kinder vor so einem Erntealtar in der Kirche standen. Das war ein beeindruckendes Bild. Und nicht nur ein Bild, sondern ein Gesamtkunstwerk. Man bewunderte die Blumen, die Getreidegarben, die Kartoffeln, das Gemüse. Und der Geruch, der die Kirche erfüllte. Und das Obst erst! Nur zu gerne hätte man zugegriffen. Denn oft genug wurde Erntedank gefeiert in einer Zeit, in der Hunger handfeste Realität war. Geblieben ist vielen die Freude am Erntealtar, an dem Geruch von Blumen und Erde und Getreide in der Kirche. Und das Gefühl der Dankbarkeit.

Aber das ändert sich mit der Zeit. Einmal leben wir heute in einer Zeit, in der Mangel oder gar Hunger keine Rolle mehr spielen. Im Gegenteil: der Überfluss macht uns zu schaffen. Wir wissen ja oft nicht, wohin mit dem allen, was wir haben. Tonnenweise werden jeden Tag Lebensmittel auf den Müll geworfen. Wir haben unser Verhältnis verloren zum Wert von Lebensmitteln.

Zum anderen hat auch die Landwirtschaft heute nicht mehr den Stellenwert, den sie vor dreißig, vierzig Jahren hatte. Wer heute durch unsere Dörfer fährt, merkt das. Wie die Höfe immer weniger werden. Und sich verändern - und damit auch die Dörfer verändern.

Erntedank: Ist das nur noch Anlass zur Wehmut? Ach ja, früher war das immer so schön!?

Das wäre viel zu wenig, denn wir haben doch immer noch Grund genug zum Danken! Nehmen wir den Erntedanktag also ernst und sagen: Danke!

Danke - zunächst einmal an die Menschen, die durch ihre Arbeit für unsere Ernährung sorgen. Dieser Dank beinhaltet auch das Wissen, dass unsere Lebensmittel nicht in den Regalen der Supermärkte entstehen, sondern erarbeitet werden. Schwer erarbeitet und im Vergleich zu anderen Dingen unseres Lebens erbärmlich gering entlohnt.

Danken schließt aber auch das wunderbare Spiel der Schöpfung ein. Den kaum zu ermessenden Zusammenhang von  Wachsen und Gedeihen. Dass da ausgesät wird und wie aus dem Nichts Neues wächst, Frucht trägt und geerntet werden kann. Es sind viele menschliche Hände mit in diesem Spiel, aber dahinter steht die Hand Gottes, der uns Menschen diese Lebensgrundlage geschenkt hat.

Danken bedeutet schließlich einen bewussten Umgang mit dem, was wir haben und was uns geschenkt ist. Schließt den Mitmenschen auf dieser Welt mit ein. So führt das Danken über das Denken zum Geben und zum Handeln.

Martin Sundermann, Pastor in Langholt