Nach vorne blicken! – 02.03.2024

©Freepik, Hipster Mann mit Fernglas

Manchmal träume ich von früher: von der Zeit, als die Kirchen voll waren; als wir Christen in Deutschland noch die Mehrheit waren. Die Zeit vor Corona; die Zeit, bevor klar wurde, wieviel Missbrauch es in der Kirche gegeben hat. Die Zeit vor dem Ukraine-Krieg und dem Krieg zwischen Israel und den Palästinensern. Die Zeit, bevor so vieles digital wurde. Manchmal erwischt mich die Sehnsucht nach früher.

Jesus ist oftmals Menschen begegnet, die bei ihm mitleben wollten. Einem von ihnen hat er gesagt: „Wer die Hand an den Pflug legt und dabei zurückschaut: der eignet sich nicht für das Reich Gottes“ (Lukas 9 Vers 62, Basisbibel). Ein Landwirt, der einen Acker pflügt, darf dabei nicht nach hinten schauen – sonst werden die Furchen krumm und schief, und der Trecker landet womöglich im Graben. Jesus meinte damit: Wer Christ ist, darf nicht in die Zukunft gehen und dabei ständig nach hinten, in die Vergangenheit schauen. Die Sehnsucht nach früher ist für unseren Glauben oft ein Hindernis. 

Der Blick nach vorne, in die Zukunft, ist allerdings manchmal unbehaglich. Wir leben in einem Land, das sich für Krieg rüstet. In einem zerrissenen Land, dem zunehmend die Einheit fehlt. In einem Land, in dem das Leben rasant digitaler wird. Wir Christen leben in einem Land, in dem immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchen; in dem wir immer mehr in die Minderheit geraten; und in dem es immer weniger Pastorinnen und Pastoren für die Gemeinden gibt. Ich treffe viele Christen, die vor der Zukunft Scheu haben wie vor einem ganz fremden Land.

Dabei ist die Zukunft das Verheißene Land, dem wir entgegen gehen! Wir sind dazu da, die Gute Nachricht von Gottes Nähe zu uns Menschen in die Zukunft zu tragen. Es ist nicht im Sinne von Jesus Christus, wenn unser Blick nur nach hinten geht.  Wer mit Jesus  unterwegs sein will, dessen Blick soll nach vorne gehen – in die Zukunft. Wie können wir unseren Glauben übersetzen in die Sprache der Menschen von heute und morgen, anstatt nur alte Worte zu wiederholen? Wie kann unsere Hoffnung auf Gott und unsere Liebe zu Jesus Christus digital zum Ausdruck gebracht werden? Wie können wir unser Gemeindeleben so gestalten, dass Menschen gerne kommen, die auf ihrer Lebensreise nur kurz Station bei uns machen? Wie kann unser Glaube für den Frieden auf der Welt hilfreicher werden?   

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie in dieser Passions- und Fastenzeit auf Schwärmereien von früher verzichten – und Ihren Blick nach vorne richten, in die Zukunft. Gott kommt uns doch aus der Zukunft entgegen. Sie ist sein Land! Die Hand an den Pflug legen und nach vorne schauen – darum geht es bei uns Christen. Wo kann unser Glaube, wo können unsere Gemeinden zukunftstauglicher werden? 

 

Henning Behrends, Pastor in Detern 

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