Erfolg ist keiner der Namen Gottes

Nachricht 11. Oktober 2023

Kirchenkreiskonferenz besucht Gefängnisseelsorge in der JVA Meppen

© Evangelische Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland

Meppen. Die Kirchenkreiskonferenz des Kirchenkreises besuchte am 11. Oktober die Justitzvollzugsanstalt Meppen, um sich ein Bild von der Arbeit der dortigen Gefängnisseelsorge zu machen. Eingeladen hatte der Gefängnispastor Ulli Schönrock. 

Nach Angaben des stellvertretenden Anstaltsleiters, Herrn Denis Patzker, ist die JVA Meppen derzeit mit ca. 440 Männern belegt, die etwa im Alter von 28 bis 65 Jahren sind. Die Gefangenen verbüßen dort ganz unterschiedliche Straflängen, auch eine Abteilung für sicherungsverwahrte Straftäter gehört zur Einrichtung.

130 Gefangene gehen in der Anstalt in Arbeitsbetriebe, ca. 30 befinden sich in einer Sozialtherapie; dies sind schwere Gewalt- und Sexualstraftäter, die sich dort in intensiver Einzel- und Gruppentherapie mit ihren Taten und ihrer Lebensführung auseinandersetzen.

Die Gefangenen werden rund um die Uhr von ca. 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewacht und betreut. Beim Aufenthalt der Gefangenen verfolgt die JVA Meppen grob drei Schwerpunkte. Dies sind

  • Behandlung
  • Bildung
  • Familienorientierung.

Pastor Ulli Schönrock, seit 19 Jahren Gefängnispastor in der JVA Meppen, bezeichnete es als eine wesentliche Aufgabe der Gefängnisseelsorge "Druck aus dem System" zu nehmen. Basis für diese Arbeit sei das Prinzip der Verschwiegenheit und Vertraulichkeit, welches durch das Zeugnisverweigerungsrecht (STPO §53, abs.1) und der Zusicherung der Straflosigkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten in alle erdenklichen Fällen (StGB §139, Abs. 1+2) einen rechtlich abgesicherten Bereich schaffe, der dem staatlichen Zugriff entzogen sei.

Insofern sei die Gefängnisseelsorge zwar in das  System JVA integriert, aber dennoch auch gewissermaßen außerhalb des Systems. In einem Positionspapier der Arbeitsgruppe der Konferenz für Gefängnisseelsorge in Niedersachsen/Bremen heißt es dazu: " In der Arbeit der Seelsorge in einer Justizvollzugsanstalt geht es also um die Wahrung der Würde der inhaftierten Menschen. Nur wenn es Räume gibt, die dem Zugriff einer "totalen Institution (Goffmann) entzogen sind, wird das Subjektsein des Menschen gewahrt. Entfällt dieses Angebot, ist der systemimmanenten Verobjektivierung und dem "totalen Zugriff" auf eine Person durch eine Institution, in der alle Lebensvollzüge zusammengefasst sind, Tür und Tor geöffnet. Selbst eine äußerst liberale Form des Strafvollzuges, der durch Behandlung die Resozialisierung in den Vordergrund stellt, braucht daher das qualifizierte Angebot der Seelsorge."

Die seelsorgerische Arbeit der Gefängnisseelsorge ist an den Nöten un Bedürfnissen der Menschen, die im Gefängnis leben und arbeiten orientiert.

Pastor Ulli Schönrock gab den Anwesenden ein lebendiges Bild der Handlungsfelder, um die er sich mit seinem Team kümmert:

  • Seelsorgerliche Gespräche über grundlegende Gefühle wie Angst, Trauer, Zorn und Verzweiflung , dabei grundsätzliche Akzeptanz und der Glaube an den versöhnenden Gott
  • Gottesdienst – etwa 50 - 70 Gottesdienstbesucher, die geistliche Orientierung suchen und eine Erfahrung der Gemeinschaft und Ruhe finden  im Gegensatz zur bedrohlichen Atmosphäre auf den Stationen oder dem Freistundenhof und der Einsamkeit der Hafträume
  • Gruppenangebote – verschiedene Gruppenangebote (z.B. krerative) aber auch Bildungsangebote
  • Angehörigenarbeit –  Durch Ermöglichung von Kontaktaufnahmen, Besuchsbegleitungen und Vater-Kind-Angeboten versucht die Gefängnisseelsorge die Nöte des mitbestraften Familiensystems aufzunehmen; auch außerhalb des Vollzuges gibt es Gesprächs- und Gruppenangebote für Angehörige.
  • Diakonische Aufgaben – Hier geht es eher um alltägliche Sorgen; Hilfe bei der Kontaktaufnahme zu Hilfseinrichtungen, Arbeitgebern, Vermietern, aber auch Begleitung bei Ausgängen.
  • Angebote für Bedienstete – DIe Seelsorgenden stehen stets für die Sorgen und Nöte der Bediensteten zur Verfügung. In sogenannten Oasen- und Gesprächstagen wird Erlebtes verarbeitet und eigene Ressourcen werden gestärkt.
  • Seelsorge in Krisen – Bei Suiziden, beim Überbringen von Todesnachrichten und bei Todesfällen begleitet die Seelsorge Bedienstete und Gefangene.

Heino Dirks bedankte sich in Vertretung von Thomas Kersten als stellvertretender Superintendent im Namen der Kirchenkreiskonferenz bei Ulli Schönrock für die interessante und aufschlussreiche Darstellung der Gefängnisseelsorge, die damit auch  ein Stück weit Öffentlichkeitsarbeit geleistet hat.

Andreas Engel