Scherben bringen Glück? – 10.02.24

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 Glück gehabt, sagt man, wenn eine gefährliche Lage glimpflich ausging. Glück, so nennt die eine ihre Gesundheit, eine andere ihren Gefühlszustand, ein anderer günstige Lebensbedingungen. Und wenn man das alles nicht hat?

Zum Glück – man beachte die Redewendung – finden wir Worte von Jesus für Menschen, die nach gängiger Definition nicht glücklich sind: „Glückselig sind, die da Leid tragen,“ heißt es im Matthäusevangelium (Kap. 5, 4). Es sind Menschen, denen das Leben nicht immer günstig in die Karten spielt, die es als ungerecht empfinden und spüren, dass Chancen oder auch Lasten sehr unterschiedlich verteilt sein können. Wer aus solcher Situation seinen Blick auch noch auf andere richtet, die vielleicht ein besseres oder leichteres Leben haben, dem rutscht die Empfindung von Glück um eine weitere Stufe nach unten.

Sprach Jesus überhaupt von Glück nach unserer Auffassung als er von Glückseligkeit sprach? Wie kann das sein, dass mitten in Not und Leid eine Perspektive mit Zuversicht, Sinn und Hoffnung, ja vielleicht sogar Dankbarkeit entsteht. Was für ein Evangelium hat Jesus gepredigt, wo Letzte Erste sein können und man von Glück sprechen kann, auch wenn ein Mensch im Leben gescheitert ist?

Aus der Perspektive des Glaubens stößt man unweigerlich auf eine ungewöhnliche Dimension der Liebe Gottes, die unablässig wohlwollend gegenüber dem Leben ist. Jesus, der behauptete zu tun, was Gott will, zeigte dies zuallererst in den Begegnungen, die er mit Menschen hatte und die sich vor allem dann ergab, wo Menschen Gott rückhaltlos vertrauten. Nur gelingt es nicht immer. Doch – zum Glück – gibt es Momente, in denen Menschen scheitern, ein Moment, wo Menschen beginnen, erstmals ohne Vorbehalt nach Gott fragen und eine erste intensive Gottesbegegnung haben, weil sie Zweifel und Versagen links liegen lassen. Sie finden Gott gerade in der Verzweiflung, in den unveränderlichen Umständen, dort, wo man es am wenigsten erwartet. Dann finden Menschen überraschend ihr Glück im Scheitern. Zu scheitern kann für manchen das große Glück werden, vielleicht genau jene Glückseligkeit, von der Jesus sprach. Ob daher die Redewendung kommt: „Scherben bringen Glück!?“ Für eine Menschen der Gott vorbehaltlos vertraut, kann dies tatsächlich stimmen.

Pastor Michael Maas,

Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Westoverledingen